Steckbriefe: Ganzheitliche Fahrersicherheit

09.09.2019
Stuttgart

Integraler Seitenairbag

Funktion

Dieser flügelförmige Airbag (Volumen: ca. 40 Liter) entfaltet sich beidseitig aus den Seitenwangen der Rückenlehnen von Fahrer- und Beifahrersitz. Er umschließt neben Schulter- und Thoraxbereich sowie den Armen auch den Kopf des Passagiers. Da der Seitenairbag in die Sitzlehne integriert ist, ist die Schutzwirkung weitgehend unabhängig von der Sitzposition und Lehneneinstellung.

 

Im Detail

Der Airbag schützt den Passagier nicht nur auf der stoßzugewandten Seite. Als so genannter Mittenairbag kann er bei einem Aufprall auf der stoßabgewandten Seite (sog. Far-Side-Aufprall) den Passagier auffangen und verhindern, dass sich dieser zu stark zur Fahrzeugmitte hinbewegt. Bei zu großer seitlicher Verlagerung könnte er beispielsweise mit dem anderen Passagier zusammenstoßen.

 

Sensorik

Heutige Airbag-Sensorik

 

 

Neuer Fahrer-Airbag und neues Lenkrad- und Pedaleriekonzept

Funktion

Der Fahrer-Airbag (Volumen: ca. 120 Liter) des ESF 2019 ist wie heutige Beifahrer-Airbags oben in die Instrumententafel integriert. Wird er ausgelöst, entfaltet er sich über das Lenkrad hinweg.

 

Im Detail

·         Das neue Entfaltungskonzept und die dreidimensionale Airbag-Form ermöglichen einen größeren Abdeckbereich als bei einem rotationssymmetrischen Fahrer-Airbag im Lenkrad.

·         Darüber hinaus können auf dieser Basis auch Konzepte mit unterschiedlichen Airbagtiefen in Abhängigkeit der Insassenposition dargestellt werden. Denn bei einem automatisiert fahrenden Auto sind Lenkrad- und Fahrerposition nicht stets so eng definiert wie bei einem manuell gesteuerten Auto heute.

 

Zusatzfunktion

·         Im automatisierten Fahrmodus befindet sich das Lenkrad grundsätzlich in einer Parkposition und dreht sich nicht mit.

·         Außerdem wird dann auch die Pedalerie in den Teppichboden eingefahren, damit die Kontur des Fußraums möglichst eben ist.

·         Wird das ESF 2019 von einem Fahrer gesteuert, wird gleichzeitig mit der Airbag-Zündung das Lenkrad um 100 Millimeter eingezogen. Das geschieht pyrotechnisch binnen weniger Millisekunden.

 

 

Aus Sicht der Unfallforschung

3,7 Prozent der schweren Verletzungen (Kategorie AIS2+) von Pkw-Frontinsassen, welche durch Teile des Fahrzeuginnenraums verursacht werden, entstehen maßgeblich durch Teile der Pedalerie. Das ist ein Ergebnis der GIDAS-Dokumentation 12/2018[1]. Eine im automatisierten Fahrmodus versenkte Pedalerie könnte dieses Risiko verringern.

 

Sensorik

Heutige Crashsensoren

Sitzintegrierter Sicherheitsgurt und elektromotorischer Hochleistungs-Gurtstraffer

Funktion

Der in den Sitz integrierte Gurt wird von einem Elektromotor reversibel gestrafft und unterstützt vollumfänglich die bekannten PRE-SAFE® Funktionen.

Im Detail

·         Die elektromotorischen Hochleistungs-Gurtstraffer werden unter Nutzung der Umfeldsensorik bereits vor dem eigentlichen Crash ausgelöst.

·         Gegenüber einem heutigen PRE-SAFE® Straffer erreichen sie ein Vielfaches der Kraft und können so eine mit einem pyrotechnischen Gurtstraffer vergleichbare Insassenrückhaltung erzielen.

·         Zudem sind diese kraftvollen Straffer in der Lage, auch vorverlagerte Insassen vor dem Crash wieder in eine aufrechte, günstigere Sitzposition zurückzuziehen.

·         Durch Nutzung geeigneter Innenraumsensorik mit einer Insassenklassifizierung können diese Straffer auch adaptiv arbeiten. Im Crashfall kann die Schutzwirkung ggf. also auch darauf angepasst werden, ob eine kleine Frau mit einem Gewicht von 50 kg oder ein großer 100-kg-Mann auf dem Platz sitzen.

·         Der Gurtstraffer ist als Bestandteil des Gurtaufrollers in der Sitzlehne integriert. Dadurch liegt der Gurt in allen Sitzpositionen (insbesondere auch bei einer entspannteren Sitzposition der Passagiere im automatisiert fahrenden Auto) möglichst körpernah an.

Zusatzfunktion

Elektrische Gurtstraffer straffen den Gurt in unterschiedlichen, als kritisch eingestuften Fahrsituationen. Wurde die Fahrsituation wieder als sicher bewertet, wird die elektrische Gurtstraffung gelöst, und das Gurtsystem kehrt in den Modus Standardbetrieb zurück. Dadurch sind elektrische Gurtstraffer im Gegensatz zu pyrotechnischen Gurtstraffern auch nach erfolgter Straffung wiederverwendbar.

Sensorik

ABS-, Umfeld- und Crashsensoren

Vitalisierende Innenbeleuchtung

Funktion

Mit biologisch wirksamem, tageslichtähnlichem Licht wird der Körper im natürlichen Rhythmus gehalten. Dadurch kann der Fahrer fitter bleiben – ein virtueller „Cabrio-Effekt“ tritt ein. Die dadurch verbesserte Konditionssicherheit trägt zu einer Verringerung der Unfallgefahr bei.

Im Detail

·         Über eine flächige, mit speziellen LEDs bestückte Leuchte in der Sonnenblende auf der Fahrerseite wird Licht mit einem hohem Blaugehalt blendfrei auf den Fahrer abgestrahlt. Dies geschieht tagsüber und während der Fahrt.

·         Zusätzlich ermöglicht dieselbe Lichtquelle im Stand, während der Fahrt im Fond oder perspektivisch sogar während einer vollautomatisierten Fahrt eine aktivierende Lichtdusche sowie einen vitalisierenden Lichtwecker im Anschluss an ein Powernap-Programm.

·         2001 entdeckten Forscher[2] neben den bekannten Zapfen (für das Farbsehen) und Stäbchen (für das Dämmerungssehen) einen dritten Lichtrezeptor in der Netzhaut des Auges. Diese speziellen Ganglienzellen sind lichtempfindlich, dienen aber nicht dem Sehen. Sie reagieren vor allem auf den bläulichen Anteil im Tageslicht und regulieren bei Lichteinfall biologische Prozesse im Körper. Dazu gehört die Steuerung der Hormone Cortisol (Stresshormon) und Melatonin (Schlafhormon) im menschlichen Körper. Dieser Prozess führt dazu, dass man wach und leistungsstark ist oder müde wird und regenerieren kann.

 

Sensorik

Ein Lichtsensor in der Frontscheibe erfasst die Umgebungshelligkeit und dimmt die Leuchte bei Dämmerung oder einem Tunnel herunter. Somit wird Blendung vermieden und sichergestellt, dass das System nur am Tag funktioniert.

[1] GIDAS steht für German In-Depth Accident Study. GIDAS ist ein Kooperationsprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und der Forschungsvereinigung Automobiltechnik e.V.

[2] Brainard et al 2001: Action Spectrum for Melatonin Regulation in Humans: Evidence for a Novel Circadian Photoreceptor.

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