Prozesskette: Mit dem Vision URBANETIC durch die Stadt der Zukunft

10.09.2018
Stuttgart
  • Vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Personen- und Güterverkehr
  • Mehr Flexibilität, Schnelligkeit und höherer Komfort für Reisende
  • Höhere Effizienz und Zuverlässigkeit im B2B-Warentransport
  • Verbessertes Service-Level in der B2C-Paketzustellung
  • In der Gesamtwirkung: Weniger Verkehr und verbesserte Lebensqualität in Städten

Roger Schneider lebt in einem Vorort einer großen Stadt. Gemeinsam mit seiner Familie schätzt er die Ruhe und das Leben in der Natur. Bis vor ein paar Jahren musste er diese Lebensqualität allerdings mit einem strapaziösen Weg zur Arbeit bezahlen. Zunächst fuhr er mit dem Auto zum nächstgelegenen S-Bahnhof – mindestens 15 Minuten, je nach Verkehrslage aber auch schon einmal bis zu einer halben Stunde. Dort musste er sich einen Parkplatz im gut besuchten Park-and-Ride-Parkhaus suchen und noch einige Minuten auf seine Bahn warten. Dann mindestens 17 Minuten Fahrtzeit bis zum Zielbahnhof und schließlich noch etwa 12 Minuten Fußweg bis zu seiner Arbeitsstelle. Hin und zurück musste er täglich mindestens 90 Minuten einplanen – so viel wie ein Fußballspiel, bloß längst nicht so unterhaltsam.

Seitdem das Autonome Fahren auf Level-5-Niveau in Roger Schneiders Heimatstadt angekommen ist, legt er den Weg ins Büro meistens per On-Demand-Ridesharing zurück. Vom Frühstückstisch aus bestellt er per App seine Fahrt. Das System meldet ihm innerhalb kürzester Zeit, wo und wann genau er in seine Mitfahrgelegenheit einsteigen kann. Je nach Verkehrslage und Witterungssituation schlägt ihm das System auch eine Kombination aus Ride-Sharing und öffentlichen Verkehrsmitteln vor, wenn die Fahrt für Roger Schneider dadurch schneller oder wirtschaftlicher wird.

Der Einstiegspunkt für den Vision URBANETIC liegt in jedem Fall maximal fünf Minuten Fußweg von seiner Wohnung entfernt, das Gleiche gilt für den Weg vom Ausstiegspunkt bis zum Büro. Die Abfahrtszeit wird ihm per App minutengenau angezeigt. Zusätzlich kann er jederzeit verfolgen, wo sich seine Mitfahrgelegenheit aufhält. Die Fahrtzeit Richtung Büro hat sich auf 11 Minuten verringert. Der Grund: das Verkehrsaufkommen ist dank des autonomen Fahrens und der modernen Sharingkonzepte drastisch zurückgegangen. Insgesamt braucht er also nur noch rund 21 Minuten für einen Weg. Pro Arbeitstag braucht Roger Schneider also hin und zurück also 42 Minuten. Pro Arbeitstag hat Roger Schneider rund 50 Minuten gespart. Zudem kommt er deutlich entspannter an als früher.

Die Mitfahrgelegenheit in diesem Zukunftsszenario ist der Vision URBANETIC, das visionäre Mobilitätskonzept von Mercedes-Benz Vans. Als Träger dient eine autonom fahrende, voll elektrisch betriebene Fahrplattform, die je nach Einsatzzweck mit unterschiedlichen Wechselmodulen für die Personen­beförderung oder zum Warentransport bestückt werden kann. Gesteuert wird der Vision URBANETIC über ein intelligentes IT-System. Per App können Kunden, egal ob Privatpersonen oder Unternehmen, ihre Transport- und Beförderungsbedarfe anmelden. Das System analysiert diese und setzt eine Flotte selbstfahrender Fahrzeuge ein, die die Nachfrage aufgrund des Wechselkonzepts optimal bedienen kann. Im Laufe des Tages kann die Flotte flexibel an schwankende Nachfrage in den beiden Bereichen angepasst werden. Dabei berücksichtigt das System eine Vielzahl an Faktoren, vom Wetter, über die Dringlichkeit der Bedarfe bis hin zu Veranstaltungen und anderen Ereignissen, die ein erhöhtes Mobilitätsaufkommen verursachen.

Im Mittelpunkt des Konzepts steht der Sharing-Gedanke: Passagiere mit ähnlichem Ziel fahren mit demselben Fahrzeug, Unternehmen unterschiedlichster Branchen lassen ihre Güter mit denselben Vehikeln transportieren. Der Vision URBANETIC reduziert in Kombination mit flächendeckendem vollautomatisiertem und fahrerlosem Fahren das Verkehrsaufkommen, verringert Emissionen und trägt zu einer neuen Lebensqualität in den Innenstädten bei. Früher stark frequentierte Straßen oder Parkflächen können entlastet oder sogar zurückgebaut werden und geben neuen Freiraum für städtebauliche Gestaltung.

„Beim Vision URBANETIC handelt es sich um ein völlig neues Mobilitätskonzept, das konsequent auf die tatsächlichen Bedarfe sowie auf Effizienz und Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Frühmorgens und am späteren Nachmittag im Berufsverkehr kann die Flotte verstärkt mit dem People-Mover-Modul bestückt werden. In anderen Zeiten wird das System mit dem Cargo-Modul mehrheitlich für den Warentransport genutzt. Aufgrund des nahezu lautlosen Elektroantriebs eröffnet das System zusätzliche Optionen für die Spät- oder Nachtanlieferung“, sagt Gerd Reichenbach, Leitung Strategie bei Mercedes-Benz Vans.

Ein neues Innenstadterlebnis mit visionärer Kommunikation

Das People-Mover-Modul, mit dem Roger Schneider und andere Pendler täglich zur Arbeit fahren, ist speziell für die Personenbeförderung ausgelegt. Es bietet Raum für insgesamt zwölf Personen – auf acht Sitz- und vier Stehplätzen. Bei Ausstattung und Ambiente bietet das futuristische Gefährt Komfort auf höchstem Niveau. Der hintere Bereich bietet den Passagieren einen geschützten Raum mit Cocooning-Effekt, sie werden von außen nicht gesehen und können ihre Privatsphäre genießen. Im mittleren Bereich in Nähe der Tür finden sich Stehplätze für Passagiere, die nur kurze Strecken fahren. Der vordere Bereich zeigt sich offen und ist dominiert von zahlreichen Fensterelementen. Dort können beispielsweise Touristen Eindrücke der Stadt aufsaugen.

Zudem bietet der Vision URBANETIC seinen Passagieren eine neue Dimension an Kommunikation. Das 360-Grad-Halo-Display an der Decke zeigt die wichtigsten Informationen an, zum Beispiel Haltestationen oder Wissens-wertes über die jeweilige Stadt und ihre Umgebung. Über Augmented Reality-Projektionen können sich die Fahrgäste Vorschläge zur Streckenführung für weitere Ziele in der Stadt direkt auf dem eignen Mobilgerät anzeigen lassen. Diese orientieren sich an individuellen Präferenzen des Passagiers und berücksichtigen das bisherige Nutzerprofil. So bietet das System etwa den schnellsten Weg für Pendler, die günstigste Route zur Kostenoptimierung oder eine abwechslungsreiche Sightseeing-Strecke an.

„Der Vision URBANETIC steht für eine neue Sichtweise. Es wird in Zukunft nicht mehr darum gehen, wie ich mit nur einem bestimmten Verkehrsmittel von A nach B komme. Die Frage ist viel mehr, mit welchem Verkehrsmix ich möglichst schnell, effizient, sicher und nachhaltig zum gewünschten Ort komme. Dank seiner Flexibilität und der Einbettung in eine analytische IT-Infrastruktur bietet der Vision URBANETIC für diese Art von vernetzter Mobilität die besten Voraussetzungen“, erläutert Gerd Reichenbach. So könne es an manchen Tagen – je nach tatsächlichem Mobilitätsaufkommen oder anderer Faktoren – die beste Kombination sein, mit dem Vision URBANETIC und einem Leihfahrrad zur Arbeit zu kommen. An anderen Tagen könne der Mix aus Öffentlichem Nahverkehr und Vision URBANETIC die beste Kombination sein.

Mehr Flexibilität und Effizienz im B2B-Warentransport

Carl Fischer arbeitet als Installateur für einen großen Sanitärbetrieb. Bevor er früher mit seiner eigentlichen Arbeit – der Installation von Heizungs- und Sanitäranlagen – beginnen konnte, musste er zunächst zum Betrieb fahren, Auftragslisten checken, seinen Wagen entsprechend mit Werkzeug und Material beladen und sich dann mit dem Transporter durch den Stadtverkehr kämpfen. Allein zwei bis drei Stunden verbrachte er täglich mit dem Beladen des Fahrzeugs und dem Fahren. Heute – im Jahr 2036 – läuft der Prozess mit dem Vision URBANETIC ganz anders ab. Der Kunde schickt seinen Auftrag bzw. seine Anfrage an das Sanitärunternehmen. Die dortige Disposition legt fest, welche Mitarbeiter den Auftrag an welchen Tagen erledigen. Gleichzeitig plant sie die jeweils erforderlichen Ressourcen – Material, Werkzeug etc. Am Tag des Auftrags beladen Lageristen des Sanitärbetriebs den Vision URBANETIC mit den notwendigen Materialien und Werkzeugen. Danach fährt der Vision URBANETIC auf direktem Weg zu seinem Einsatzort. Carl Fischer erfährt per App, ob es für ihn günstiger ist, per Öffentlichem Nahverkehr oder mit einem weiteren Vision URBANETIC zum Einsatzort zu fahren. Dort angekommen entlädt er das Fahrzeug. Der Vision URBANETIC kehrt zurück zum Sanitärbetrieb – oder fährt an einen anderen Ort, an dem er für weitere Transportaufgaben benötigt wird.

Für Carl Fischer haben die neuen Mobilitätsmöglichkeiten mehrere Vorteile: er muss den Wagen nicht mehr selbst mit Material beladen, nervenaufreibende Fahrten durch den Stadtverkehr mit anschließender Parkplatzsuche und mitunter langen Fußwegen zum endgültigen Einsatzort entfallen. Auch für seinen Arbeitsgeber zahlt sich das System aus. Carl Fischer verbringt zwei bis drei Stunden mehr pro Tag mit produktiver Arbeit beim Kunden und die Prozesskette mit Planung und Fahrzeugdisposition lässt sich wesentlich effizienter gestalten. Zudem kann unter Umständen die eigene Flotte verkleinert werden, deren Fahrzeuge den größten Teil des Tages ungenutzt auf dem Parkplatz stehen.

Dieses Beispiel ist nicht die einzige Einsatzmöglichkeit des Vision URBANETIC im B2B-Warentransport. Er eignet sich – mit einem entsprechenden Aufbau versehen – auch hervorragend für die Belieferung des Einzelhandels wie zum Beispiel Warenhäusern, Baumärkten und Supermärkten. Auch hier gestaltet sich die Prozesskette einfach und effizient. Der Händler bestellt seine Waren beim Großhandel, dieser ordnet dem Auftrag die entsprechenden Waren und ein Fahrzeug zu. In einem Hub außerhalb der Stadt werden die Waren automatisiert zusammengestellt und in den Vision URBANETIC geladen. Dieser bringt das Cargo-Modul zum Lieferort und stellt es dort ab. Das autonom fahrende Chassis fährt anschließend zum Smart-City-Hub, einem dezentralen Logistikzentrum zur Lagerung und Wartung der Aufbauten in der Stadt, um dort das nächste Cargo-Modul oder ein People-Mover-Modul für den einsetzenden Pendelverkehr zu übernehmen. Händler profitieren in diesem Szenario von einer größeren Flexibilität in der Zustellung und von besserer Planbarkeit in der Warenannahme, da sich die Ankunft des Vision URBANETIC auch in kleinen Zeitfenstern zuverlässig vorab bestimmen lässt. Der Lieferverkehr kann so optimal zum Beispiel außerhalb der Stoßzeiten des Pendelverkehrs stattfinden und somit die Verkehrsbelastung entzerren.

„Auch im B2B-Warenverkehr steht der Vision URBANETIC für einen Paradigmenwechsel. Das Verteilsystem für Waren wird in der Zukunft dezentraler werden und sich noch stärker an Flexibilität und Effizienz ausrichten. Anstatt immer wieder einen zentralen Hub außerhalb der Stadt anzusteuern, werden die Fahrzeuge zu kleineren dezentralen, vielleicht sogar mobilen Hubs geleitet. Das ermöglicht schnellere Lieferungen und agilere Reaktionen auf Veränderungen in der Nachfrage und des Warenbestandes im Handel“, sagt Gerd Reichenbach.

Ein neues Service-Niveau für Kurier-Express-Paketdienstleister

Sophia Zimmermann bestellt viel im Internet – Bücher, Kleidung oder Schmuck. Sie arbeitet im Vertrieb eines international tätigen Unternehmens, daher ist sie viel unterwegs und häufig erst spät Zuhause. Früher musste sie ihre Pakete daher oft beim Versanddienstleister oder bei den Nachbarn abholen. Mit dem Vision URBANETIC kann sie ihre Lieferungen viel besser planen. Unbequeme Wege zur Versandfiliale oder das Abpassen der Nachbarn gehören der Vergangenheit an. Bei der Bestellung wählt sie einfach ein Zeitfenster und einen Ort aus, an dem sie ihr Päckchen entgegennehmen möchte. Die Waren werden an den Smart City Hub geliefert und dort am gewünschten Tag in das dem Auftrag zugeordnete Fahrzeug geladen. Der Vision URBANETIC arbeitet seine Route ab, rechtzeitig vor der Ankunft am gewählten Zielort, sendet das System automatisch eine Benachrichtigung, in der Zeit und Übernahmeort final bestätigt werden. Am Zielort angekommen identifiziert sich Sophia Zimmermann und entnimmt ihre Sendung aus dem Fahrzeug, das nur die für sie bestimmte Lieferung zur Entnahme freigibt. Sofern sie diese vorher angemeldet hat, kann sie auch Retouren im Fahrzeug deponieren. Das Fahrzeug meldet dem System den Auftrag anschließend als erledigt und wird zum nächsten Entnahmepunkt gelenkt.

„Der Vision URBANETIC hebt das Service-Level in vielen Branchen auf ein neues Niveau und entlastet die Innenstädte. Er reduziert zum Beispiel Leer­fahrten oder unnötige Touren von Kurier-Express-Paketdiensten, die heute unter anderem dadurch entstehen, dass der Adressat der Lieferung nicht zu erreichen ist. Er bündelt Bedarfe und verhindert in der Personenbeförderung durch intelligente Routensteuerung und Planung, dass nur eine Person im Fahrzeug sitzt. In seiner Gesamtwirkung – weniger CO2-Emissionen, weniger Lärmbelästigung, mehr Platz in der Innenstadt – erhöht er dadurch die Lebensqualität in unseren Städten. Das ist das wirklich Visionäre an unserem Konzept“, betont Gerd Reichenbach.

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