Antriebstechnik: Kongeniale Partnerschaft: Offroad-Hochleistungstechnik und AMG Power

15.03.2013
  • Innovativer 6x6-Antrieb mit mittlerer Durchtriebsachse
  • Enorme Bodenfreiheit und Wattiefe dank Portalachsen
  • Insgesamt fünf 100-Prozent-Differentialsperren
  • Gewaltiger Vortrieb durch AMG 5,5-Liter-V8-Biturbomotor
  • Kurze Schaltzeiten dank AMG SPEEDSHIFT PLUS 7G-TRONIC
Dass die Offroad-Welt für den G 63 AMG 6x6 dort anfängt, wo andere Mobilien kapitulieren – Kettenfahrzeuge einmal ausgenommen – verraten schon die Eckdaten. Sechs angetriebene Räder, eine Geländereduktion im Verteiler­getriebe, Portalachsen und fünf während der Fahrt sperrbare Differentiale sucht man bei herkömmlichen Geländewagen vergeblich. Daraus resultiert unter allen topografischen Verhältnissen eine gnadenlose Fahrdynamik. Selbst die höchsten Sanddünen erstürmt das das Showcar mit Leichtigkeit, Sandpisten verlieren ihre Schrecken dank einer unerschütterlichen Spurstabilität. Felsiges Terrain wird in Gemsen-Manier erklettert, Wasserdurchfahrten gelingen angesichts der beachtlichen Wattiefe problemlos. Und wer die Performance onroad ausprobiert, wird von der katapultartigen Beschleunigung des 3,85 Tonnen schweren Pickups begeistert sein.
Trotz dieser einmaligen Antriebstechnik ist das Showcar keine technische Neuentwicklung im eigentlichen Sinne. Dank des nach 34-jähriger Bauzeit üppig gefüllten „G“-Baukastens kommen unter der Karosserie des G 63 AMG 6x6 nahezu ausschließlich Serienteile zum Einsatz. Beispiel Triebstrang: AMG V8-Motor, AMG SPEEDSHIFT PLUS 7G-TRONIC Automatikgetriebe, und der vordere Antriebsstrang wurde vom G 63 AMG übernommen, während das Verteilergetriebe mit Untersetzung mit dem hinteren Doppeltriebstrang verheiratet wurde, der aus einer 6x6-Version entstammt, die beispielsweise bei der australischen Armee zuverlässig ihren Dienst verrichtet.
Technischer Clou: die Portalachsen
Die für vielseitige Einsätze neuentwickelten Portalachsen ergänzen das Offroad-Portfolio von Mercedes-Benz und sind der eigentliche technische Clou des Showcars. Im Unterschied zu herkömmlichen Starrachsen befinden sich hier die Räder nicht auf Höhe der Achsmitte, sondern liegen durch die Portalgetriebe an den Achsköpfen wesentlich weiter unten. Damit steigt beim G 63 AMG 6x6 die Bodenfreiheit auf 460 Millimeter (G-Klasse Serie 210 Millimeter) und die Wattiefe – oder besser Tauchtiefe – auf 1000 Millimeter (Serie 600 Millimeter).
Diese Konstruktion hat aber noch weitere entscheidende Vorteile, die aufwändige Anpassungen überflüssig machen: Durch die unveränderte Lage der Starrachsen zum Chassis bleiben sowohl die Anlenkpunkte der Aufhängung, die Anbindung der Lenkung sowie die Lage der Kardanwellen identisch. Zudem gleicht die Untersetzung in den Portalgetrieben den riesigen Abrollumfang der 37-Zoll-Reifen aus, Übersetzungen, Tachoantrieb und ABS‑S ensorik bleiben gleichfalls unverändert. Diese Untersetzung in den Radgetrieben hat zusätzlich den Effekt, dass das Antriebsmoment erst am Rad eingestellt wird und so die mechanischen Belastungen im gesamten Triebstrang, besonders für die Antriebswellen, reduziert werden.
Durchtrieben: das mittlere Differential
Technisch aufwändig gestaltet sich der beim 6x6-Antrieb nötige Durchtrieb durch das Differential der ersten Hinterachse zum hinteren Pendant. Dabei kommt eine sehr kompakte Lösung zum Einsatz, die kaum mehr Bauraum beansprucht als ein herkömmliches Differentialgehäuse. Eine zusätzliche Welle mit integrierter Sperre leitet seitlich-oberhalb vom Ausgleichsgetriebe das Antriebsmoment zur hinteren Achse. Der nötige Abtrieb zum Differential der ersten Hinterachse übernimmt eine Kette.
Fünf Sperren gehorchen einer exakt abgestimmten Logik
Bei insgesamt fünf mechanischen 100-Prozent-Differentialsperren würde der eine oder andere Fahrer schon mal den Überblick verlieren, wenn diese einzeln geschaltet werden könnten. Deshalb haben die Ingenieure eine spezielle Sperrenlogik entwickelt, die für alle Einsätze das bestmögliche Durchsetzungs­vermögen garantiert. Bedient wird das Ganze elektrisch mit den aus allen G‑Modellen bekannten drei Schaltern in der Mittelkonsole mit den Sperrensymbolen. Gelbe und rote Leuchtanzeigen signalisieren jeweils die vorgewählte oder eingelegte Sperre:
  • Stufe 1: Die beiden Längssperren im Verteilergetriebe und im Durchtrieb durch das mittlere Differential sind aktiv.
  • Stufe 2: Zusätzlich werden die Quersperren in den beiden Hinterachsdifferentialen aktiviert.
  • Stufe 3: Mit der Sperrung des Vorderachsdifferentials sind jetzt alle fünf Differentialsperren aktiv.
Alle Sperrenstufen können unabhängig von der gewählten Untersetzung im Verteilergetriebe geschaltet werden.
Dass der G 63 AMG 6x6 bei einem Radstand von gut 4,20 Meter kein Kurvenkünstler sein kann, liegt in der Natur der Sache. Um dennoch eine überzeugende Agilität mit entsprechender Dynamik um die Fahrzeug­hochachse zu erzielen, haben die Ingenieure die Momentenverteilung variiert. So wird das Antriebsmoment nach dem Schlüssel 30 zu 40 zu 30 Prozent zwischen Vorderachse und den beiden Hinterachsen verteilt.
V8-Biturbo aus der Powerschmiede Mercedes-AMG
Einen großen Anteil an der überlegenen Performance des G 63 AMG 6x6 haben der AMG V8-Motor und das AMG SPEEDSHIFT PLUS 7G-TRONIC Automatikgetriebe. Der AMG 5,5-Liter-V8-Biturbomotor realisiert eine Höchstleistung von 400 kW (544 PS) sowie ein Drehmoment von 760 Newtonmetern. Das intern M 157 genannte Aggregat beeindruckt mit seinen technologischen Highlights. Die Kombination aus Biturbo-Aufladung, Benzin-Direkteinspritzung und strahlgeführter Verbrennung ermöglicht
durch einen höheren thermodynamischen Wirkungsgrad eine bessere Kraftstoffausnutzung und führt zu geringeren Abgas-Emissionen. Schnelle und präzise arbeitende Piezo-Injektoren spritzen den Kraftstoff in die Brennräume und sorgen für eine besonders feine Verteilung auf die im Brennraum befindliche Luft. Eine elektrische Niederdruckpumpe fördert den Kraftstoff mit 6 bar Druck vom Tank zu einer Hochdruckpumpe im Motorraum. Der Kraftstoffdruck in der Hochdruckrail wird voll variabel und bedarfsgerecht zwischen 100 und 200 bar geregelt und garantiert somit ein agiles Ansprechverhalten in allen Fahrzuständen. Weitere Highlights des innovativen, eigenständigen Achtzylinder-Triebwerks aus dem AMG Stammsitz Affalterbach: Vollaluminium-Kurbelgehäuse, Vierventiltechnik mit Nockenwellenverstellung, Luft-Wasser-Ladeluftkühlung und ein Generatormanagement.
Ein Blick auf die AMG Sportabgasanlage beweist, dass die akustische Faszination nicht zu kurz kommt: Zwei vor den Hinterrädern platzierte Doppelendrohre je Fahrzeugseite sind für den emotionalen, AMG-typischen Achtzylinder-Sound verantwortlich.
Schneller schalten mit AMG SPEEDSHIFT PLUS 7G-TRONIC
Die AMG SPEEDSHIFT PLUS 7G-TRONIC Automatik verfügt über drei Fahrprogramme und automatischer Zwischengasfunktion beim Rückschaltvorgang und liefert die Kraft über eine Kardanwelle an das Verteilergetriebe mit Untersetzung. Im Modus „Controlled Efficiency“ (C) steht eine möglichst ökonomische Fahrweise im Mittelpunkt der Regelstrategien für Motor und Antrieb. In den Fahrprogrammen Sport (S) und Manuell (M) präsentiert sich die Motor-Getriebe-Kombination deutlich agiler. Jetzt sorgt die kurzzeitige und exakt definierte Rücknahme von Zündung und Einspritzung beim Hochschalten unter Volllast für kürzere Schaltzeiten. Darüber hinaus hält der G 63 AMG 6x6 im Programm „M“ die vom Fahrer gewählte Fahrstufe im Rahmen der Drehzahlgrenzen bei, besonders bei kniffligen Klettereinlagen eine hilfreiche Regelung.
Als effizienzsteigernde Maßnahmen verfügt das AMG SPEEDSHIFT PLUS 7G‑TRONIC Automatikgetriebe über einen neuen Fuel-Economy-Wandler mit Fliehkraftpendel, reibleistungsreduzierte Lager und Getriebeöl-Wärmemanagement.
Gerade für Fahrzeuge, die ihrer Bestimmung entsprechend in abseits gelegenen Gebieten der Welt unterwegs sind, ist ein üppiger Kraftstoffvorrat sinnvoll. Deshalb wurde der Serientank mit einem Fassungsvermögen von 96 Liter mit einem 63 Liter großen Zusatztank ergänzt. Die Tankkapazität liegt somit bei insgesamt 159 Liter.
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